Konzert am 31. März 2019
Johann-Joachim-Quantz-Konzert am 31. März 2019
Der ungarische Komponist, Musikforscher und Musikpädagoge Zoltán Kodály (1882-1967) lebte von seinem dritten bis zehnten Lebensjahr (1885-1892) in der Kleinstadt Galánta in der heutigen Slowakei, wo sein Vater als Stationsvorsteher im Bahnhof arbeitete. „Galánta ist ein kleiner ungarischer Marktflecken an der alten Bahnstrecke Wien–Budapest, wo der Verfasser 7 Jahre seiner Kindheit verbrachte. Damals wohnte dort eine berühmte Zigeunerkapelle, die dem Kinde den ersten ‚Orchesterklang’ einprägte. Um 1800 erschienen in Wien einige Hefte ungarischer Tänze, darunter eines ‚von verschiedenen Zigeunern aus Galántha’. Jenen Heften entstammen die Hauptmotive dieses Werkes.“ Dies schreibt Kodály im Vorwort zu seinem Orchesterwerk „Tänze aus Galánta“ (Galántai táncok). Die Komposition entstand anlässlich des 80-jährigen Bestehens des 1853 gegründeten Budapester Philharmonischen Orchesters und wurde am 23. Oktober 1933 unter der Leitung von Ernst von Dohnányi uraufgeführt. Zu dieser Zeit lebte Kodály in Budapest und war nicht nur ein angesehener Komponist, sondern lehrte als Professor für Musiktheorie und Komposition auch an der Musikakademie. Sein Studium hatte er 1906 mit der Dissertation „Strophenbau des ungarischen Volkslieds“ abgeschlossen, wofür er 150 Volkslieder aus der Umgebung von Galánta gesammelt hatte. Zu dieser Zeit begann auch seine Zusammenarbeit und Freundschaft mit Béla Bartók, mit dem er mehrere Forschungsreisen in die Provinzen und Dörfer unternahm und dabei 3000 Melodien aufzeichnete.
Für die „Tänze aus Galánta“ greift Kodály nicht auf das Material der ganz alten Bauernmusik zurück, sondern auf Traditionen aus dem 18. Jahrhundert, den Verbunkos. Mit diesen Tänzen wurden einst Rekruten für die Armee angeworben (Werbungsmusik). Rund ein Dutzend Soldaten fuhr dabei über Land und führte vor den jungen Männern Tänze auf, die einem festen Ritual folgten und ihr Tempo immer mehr steigerten. Zwischendurch gab es langsamere Stücke zur Erholung. Die Musik wurde von Zigeunerkapellen gespielt. Auch Kodálys Komposition ist geprägt durch die typischen Tempowechsel und viele synkopisierte Rhythmen.
Das Konzert Nr. 193 a-Moll QV 5:236 von Johann Joachim Quantz wurde vermutlich um 1756 komponiert. Die zwei Manuskripte mit dem Titel „Nro: 193. Concerto, â 5, Flauto Traversiero, Violino Primo, Violino Secondo, Violetta e Basso. di Quantz.” werden in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt. Die Stimmensätze sind zwei Schlössern Friedrichs des Großen zugeordnet: pour Charlottenbourg und pour Potsdam. Die Mappen enthalten jeweils sechs Stimmen (Flöte, Violine 1, Violine 2, Violetta, Basso und Basso ripieno), die von zwei professionellen Kopisten und dem Quantz-Schüler Augustin Neuff geschrieben wurden. Letzterer war seit 1754 Mitglied der Königlichen Kapelle. Die Satzbezeichnungen sind – wie häufig bei Quantz – recht fantasievoll: Allegro di molto mà con Spirito – Andantino – Più tosto Moderato mà Gustoso. Formal orientiert sich das Konzert am Vivaldischen Konzerttypus: alle drei Sätze sind in Ritornellsatzform komponiert. Das Tutti spielt dabei das Thema oder einen Teil davon, dazwischen erklingen Solopassagen mit thematischen Motiven und freien Spielfiguren. Dazu schreibt Quantz in seiner Flötenschule: „Die besten Gedanken des Ritornells können zergliedert, und unter oder zwischen die Solo vermischet werden.“ Der Solist beginnt in allen Sätzen mit dem gleichen Thema wie zuvor das Orchester, wie es bei den Konzerten von Quantz meistens der Fall ist.
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) komponierte seine letzten drei Symphonien in enger zeitlicher Folge während der Sommermonate des Jahres 1788 in Wien. Nach Mozarts eigenhändigem „Verzeichnüß aller meiner Werke“ wurden die Es-Dur-Symphonie KV 543 am 26. Juni, die g-Moll-Symphonie KV 550 am 25. Juli und die C-Dur-Symphonie KV 551 am 10. August 1788 vollendet. Die drei Werke entstanden in einer Krise, die durch Geldsorgen und Depression gekennzeichnet war: So bat er seinen Freimaurer-Bruder Michael Puchberg um finanzielle Unterstützung und schrieb ihm am 27.6.1788: „Kommen Sie doch zu mir und besuchen Sie mich; ich bin immer zu Hause; – ich habe in den 10 Tagen daß ich hier wohne mehr gearbeitet als in anderen Logis in 2 Monat, und kämen mir nicht so oft so schwarze Gedanken (die ich nur mit Gewalt ausschlagen muß) würde es mir noch besser von Statten gehen…“.
Die Symphonie Nr. 40 g-Moll KV 550 gehört zu den bekanntesten und am häufigsten gespielten Werken Mozarts. Es gibt unzählige Aufnahmen und viele Bearbeitungen, auch Rock- und Popversionen. Nicht klar ist, ob die Symphonie direkt nach ihrer Entstehung uraufgeführt wurde. Relativ sicher ist dagegen, dass sie im April 1791 im Rahmen eines Benefizkonzerts der Tonkünstlergesellschaft in Wien unter der Leitung von Antonio Salieri erklang, denn hier stand eine „große Sinfonie von der Erfindung des Hrn. Mozart“ auf dem Programm. Zu den Mitwirkenden gehörten auch die mit Mozart befreundeten Klarinettisten Anton und Johann Nepomuk Stadler. Mozart hatte das Werk nachträglich noch mit Klarinettenstimmen ausgestattet, weshalb es heute in zwei Fassungen vorliegt. Meist wird die Symphonie in dieser Klarinettenfassung gespielt.
Dr. Meike ten Brink