Konzert am 25. Juni 2023
Johann-Joachim-Quantz-Konzert am 25. Juni 2023
Im Jahre 1784 erteilte die Pariser Loge Olympique Joseph Haydn den Auftrag, sechs „Grandes Symphonies“ für ihre Konzertveranstaltungen zu komponieren. Haydn war seit 1761 als Kapellmeister bei den Fürsten Esterházy beschäftigt und hatte bisher fast ausnahmslos für seine Dienstherren komponiert. Dieser erste Kompositionsauftrag aus dem Ausland war eine große Ehre für ihn und ein Schritt auf eine neue Stufe seiner künstlerischen Entwicklung. Der zu diesem Zeitpunkt 52 Jahre alte Haydn schrieb 1785/86 die sechs „Pariser Symphonien“ (Nr. 82-87), die wenig später in Paris uraufgeführt wurden. Das Publikum war offenbar begeistert, wie ein Bericht im „Mercure de France“ aus dem Jahre 1788 zeigt: „Man hat im vorigen Jahr alle Sinfonien von Herrn Haydns aufgeführt. Jeden Tag versteht man sie besser, und aus diesem Grunde bewundert man die Werke dieses vielseitigen Genies jeden Tag mehr. Jedes seiner Stücke ist sehr gut gemacht, von einmaligem Inhalt und zeigt die reichsten und verschiedenartigsten Entwicklungen. Sie unterscheiden sich sehr von jenen unfruchtbaren Komponisten, die fortwährend von einem Gedanken zum anderen schweifen und mechanisch Effekte auf Effekte häufen, ohne inneren Zusammenhang und ohne Geschmack.“
Die Symphonie B-Dur, entstanden 1785, erhielt – allerdings nicht von Haydn – den Beinamen „La Reine“ (Die Königin). Marie Antoinette soll diese Symphonie besonders geschätzt haben und förderte persönlich die Loge Olympique, die Auftraggeberin des Werkes. Königlich ist auch die langsame Einleitung des ersten Satzes mit den scharf punktierten Rhythmen im Stil einer französischen Ouvertüre. Bestimmt hat Haydn hier an das Pariser Publikum gedacht, dem sicher auch das dem zweiten Satz zugrunde liegende Thema des Volkslieds „La gentille et jeune Lisette“ bekannt war. Die Symphonie ist mit einer Flöte, zwei Oboen, 2 Fagotten, 2 Hörnern sowie Streichern besetzt.
Das Flötenkonzert D-Dur Nr. 144 (QV 5:45) wurde von Johann Joachim Quantz vermutlich um 1748 in Berlin komponiert. Dort werden auch drei Manuskripte dieses Konzerts aufbewahrt, wobei es sich ausschließlich um von Schreibern angefertigte Kopien handelt. Eine weitere Berliner Kopie gelangte nach Dresden bzw. wurde wahrscheinlich für die Dresdner Hofkapelle erstellt und befindet sich auch heute noch in Dresden. Interessant ist, dass im langsamen Satz in allen drei Berliner Manuskripten zwei Stellen durch Rasuren und Überschreibungen geändert wurden, während es sich bei dem in Dresden aufbewahrten Manuskript um die ursprüngliche, also unveränderte Fassung handelt.
Der Titel des Konzerts auf den Manuskripten lautet: „Nro : 144. Concerto, à 5. Flauto Traversiero, Violino Primo, Violino Secondo, Violetta e Basso. di Quantz.” Die Mappen enthalten dann jeweils die von Schreibern geschriebenen sechs Stimmen.
Alle drei Sätze sind in Ritornellsatzform komponiert. Das Tutti spielt dabei das Thema oder einen Teil davon, dazwischen erklingen Soloepisoden mit thematischen Motiven und freien Spielfiguren, in denen der Solist sein Können zeigen kann. Quantz schreibt in seinem Lebenslauf vom 14. April 1762 hierzu: „Die Konzerte versuche ich (soweit mein schwaches Können es erlaubt) in der Weise zu machen, dass die Ritornelle in einem beständigen Zusammenhang mit der konzertierenden Stimme stehen und es so ein gut ausgewogenes Ganzes wird.“
Das Thema des 3. Satzes enthält im Kopfmotiv „Vivaldische Hammerschläge“. Darunter versteht man eine Dreizahl von Schlägen (meist auf dem Grundton), von denen der letzte auf eine schwere Taktzeit fällt. Das heißt, bei einem 3/4-Takt wie hier muss die Dreiergruppe um einen weiteren Schlag verlängert werden.
Franz Schubert komponierte zwischen 1813 und 1818 in Wien seine sechs sogenannten Jugendsymphonien. Im Alter von 19 Jahren schrieb er die Symphonie Nr. 5 B-Dur, deren Entstehungszeit auf dem in Kraków (Krakau) aufbewahrten Autograph notiert ist: auf der ersten Notenseite trägt es die Überschrift „Symphonie in B. September 1816 Frz. Schubert“ und auf der letzten das Datum der Fertigstellung: „den 3. Oct. 1816“. Schubert komponierte die Symphonie für ein privates Ensemble; ein Liebhaberorchester, das im Wiener Schottenhof in der Wohnung des Geigers Otto Hatwig probte und für Freunde und Angehörige spielte. Hier wurde sie im Herbst 1816 uraufgeführt, dabei spielte Franz Schubert Viola und sein Bruder Ferdinand Violine. Erst 25 Jahre später, dreizehn Jahre nach Schuberts Tod, erklang die Symphonie das erste Mal öffentlich in Wien. Die relativ kleine Besetzung mit einer Flöte, zwei Oboen, zwei Fagotten, zwei Hörnern und Streichern ist möglicherweise durch das Orchester bei der Erstaufführung bedingt.
Dem Werk wird seit jeher eine große Nähe zu Mozart attestiert. Von Mozart schwärmte Schubert besonders, wie ein Tagebucheintrag im Juni 1816, also drei Monate vor Kompositionsbeginn an der 5. Symphonie, zeigt: „O Mozart, unsterblicher Mozart, wie viele o unendlich viele solche wohlthätige Abdrücke eines lichtern bessern Lebens hast du in unsere Seelen geprägt.“ Aber Schubert geht in seiner Komposition auch durchaus eigene Wege, indem er die Harmonik fantasievoll erweitert und die Motive ineinander übergehen lässt, so dass das Werk unverkennbar ein „echter Schubert“ ist.
Dr. Meike ten Brink