Konzert am 15. März 2020
Johann-Joachim-Quantz-Konzert am 15. März 2020 (ausgefallen)
Der Pfarrerssohn Georg Philipp Telemann wurde 1681 in Magdeburg geboren und musste nach dem frühen Tod seines Vater im Jahr 1685 sein musikalisches Interesse gegen den Widerstand seiner Mutter durchsetzen. Mit zehn Jahren begann er mit der Komposition der ersten Stücke, mit nur zwölf Jahren komponierte Telemann seine erste Oper „Sigismundus“. Im Selbststudium erlernte er unterschiedliche Instrumente. 1697 wurde Telemann Schüler des Gymnasiums Andreanum in Hildesheim, wo er unter dessen Direktor Johann Christoph Losius seine musikalische Ausbildung vervollkommnete und viele Kompositionsaufträge annahm.
Losius verfasse ein Geographielehrbuch in Reimform, damit sich seine Schüler den umfangreichen Lernstoff besser einprägen konnten. Diese Gedichte ließ er dann von Telemann vertonen – für Singstimme mit Generalbassbegleitung. Diese „Singende Geographie“ (TWV 25: 1-36) wurde 1958 vom Musikwissenschaftler Adolf Hoffmann herausgegeben, und er ergänzte sie um eine instrumentale Version, die er „Klingende Geographie“ nannte. Hierfür suchte er passend zu den Titeln der 36 Lieder der „Singenden Geographie“ einen im Stil zu dem jeweiligen Gebiet passenden Instrumentalsatz aus den Orchestersuiten Telemanns heraus. Für das heutige Quantz-Konzert wurden einige Sätze aus der „Klingenden Geographie“ ausgewählt und um weitere passende Stücke ergänzt. Dazu gehört zum Beispiel das Ground in a-Moll von dem Gambisten und Komponisten Gottfried Finger, der ca. 1660 in Mähren geboren wurde, in weiten Teilen Europas tätig war und 1730 in Mannheim starb.
1701 begann Telemann ein Jurastudium in Leipzig, aber schon bald prägte er das Musikleben der Stadt: er gründete das aus Studenten bestehende Collegium musicum, leitete das Opernhaus und komponierte hierfür viele Opern, wurde 1704 zum Organisten an der Neuen Kirche berufen und schuf Kirchenmusik. Nach Anstellungen als Kapellmeister an den Höfen in Sorau und Eisenach, ging er 1712 nach Frankfurt und schließlich 1721 nach Hamburg, wo er seine Lebensstellung als Kantor und Kirchenmusikdirektor der fünf Hauptkirchen antrat und ab 1722 auch noch die Leitung der Oper übernahm. Eine Berufung zum Thomaskantor in Leipzig lehnte er ab, diese Stelle wurde dann mit Johann Sebastian Bach, dessen Sohn Carl Philipp Emanuel sein Patenkind war, besetzt.Telemann starb 1767 in Hamburg, sein umfangreiches Werk umfasst alle Arten von Instrumentalmusik (u.a. ca. 1000 Orchestersuiten), Kantaten, Oratorien und Opern.
Zu seinen Spätwerken zählt die Grillen-Sinfonie G-Dur TWV 50: 1, die wohl 1765 entstanden ist. Auf dem Titelblatt des Autographs, das in Berlin verwahrt wird, heißt es: „Simphonie für 2 Violinen, Bratsche,/ zweien concertanten Contra Bässen, / Flöte, Hoboe, Chalumeau und / Fundament / von / G. P. Telemann / beides in der eigenhändigen Partitur des Componisten“. Das Chalumeau ist ein Holzblasinstrument mit einfachem Rohrblatt und acht Grifflöchern. Es ist ist die früheste gebräuchliche Form der Klarinetteninstrumente. Auf dem ersten Notenblatt schrieb Telemann die Überschrift „Grillen-Symphonie, nach welscher, französischer, engländischer, schottischer u. polnischer Schreibart“ und trug in den ersten drei Systemen die Instrumentenbezeichnungen ein. Dann aber strich er alles durch, drehte den Bogen um und begann neu, so dass sich die durchgestrichene Überschrift nun auf der vierten Seite unten befindet. Offenbar änderte Telemann seinen Plan mit den fünf Nationalstilen, die er doch nicht ausführte. Den Titel „Grillen-Symphonie“ hätte er aber durchaus beibehalten können, denn in den ersten zwei Sätzen komponierte er eine humoristische Naturschilderung, in der das Zirpen der Grillen durch die Repetitionsfiguren deutlich zu hören ist.
Friedrich II. von Preußen komponierte im Verlauf seines Lebens vier Flötenkonzerte, zwei Sinfonien, 121 Flötensonaten und Arien. Der König weist sich als sehr begabter Melodiker aus, der seine Kompositionen aber nur für sich schrieb und nicht veröffentlichte. 1728 hatte der sechzehnjährige preußische Kronprinz in Dresden Johann Joachim Quantz kennen gelernt, der ihm zukünftig Flötenunterricht erteilte und zu diesem Zweck zweimal jährlich nach Berlin, Ruppin oder Rheinsberg reiste. Am 12. Januar 1736 schrieb der Kronprinz Friedrich aus Berlin an seine Schwester Wilhelmine von Bayreuth: „Liebste Schwester! Ich nehme Quantzens Abreise wahr, um Dir ein von mir komponiertes Konzert mitzugeben, da Du ja anscheinend eins zu haben wünschtest.“ Ob es sich hier um das Konzert Nr. 1 von Friedrich handelt, ist nicht bekannt, aber es ist wohl anzunehmen, dass das Konzert in G-Dur 1736 oder früher komponiert wurde.
„Damit die Zunge und die Finger zu rechter Fertigkeit gelangen mögen, muß ein Anfänger, eine geraume Zeit, nichts anders als solche Stücke spielen, die in lauter schweren, springenden und rollenden Passagien bestehen; sowohl aus Moll- als aus Durtönen.“ Dies schreibt Johann Joachim Quantz in seiner Flötenschule „Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen“, und um ein solches Übungsstück handelt es sich bei der Capricie VII a-Moll QV 3: 1.19, ebenso wie bei dem in der „Klingenden Geographie“ eingeschobenen „Alla Francese/Vivace D-Dur QV 3: 1.3“. Tonleiterausschnitte, große Sprünge und gebrochene Akkorde sollen dem Flötenschüler helfen, die Technik des Instruments zu erlernen und seinen Ansatz zu verbessern.
Die Handschrift der Triosonate C-Dur QV 2: Anh.3 von Johann Joachim Quantz für Blockflöte, Querflöte und B.c. befindet sich in Dresden und gehört zur Sammlung von Instrumentalwerken der Dresdner Hofkapelle. Nach Meinung von Horst Augsbach im Quantz-Verzeichnis ist dieses Werk nicht von Quantz, sondern wohl von Telemann.
Telemanns Konzert D-Dur für drei Trompeten, Pauken, zwei Oboen, Streicher und Generalbass TWV 54: D 3 ist in seiner Frankfurter Zeit entstanden. Das Stück bildet auch die Einleitung zur Serenata „Teutschland grünt und blüht im Frieden“, die am 17.5.1716 in Frankfurt erstmals aufgeführt wurde. Es handelt sich dabei um eine Festmusik zur Geburt eines kaiserlichen Prinzen, und zwar Erzherzog Leopold Johann von Österreich, dem Sohn von Kaiser Karl VI. und Kaiserin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel. Die Serenata besteht aus dem Konzert als Ouvertüre und dann 40 weiteren Stücken (Rezitative, Arien und Chöre) und ist im Telemann-Werkverzeichnis unter der Nr. 12: 1c zu finden. Es ist bei Telemann durchaus üblich, Opern oder andere große Chorwerke mit Concerti zu eröffnen. Diese führen dann aber auch ein Eigenleben unabhängig vom Hauptwerk.
Dr. Meike ten Brink