Konzert am 23. Oktober 2016

Johann-Joachim-Quantz-Konzert am 23. Oktober 2016

Der musikalisch sehr begabte Friedrich II. von Preußen hatte mit seinem Regierungsantritt 1740 die Mittel, sein bereits vorher vorhandenes kleines Kammerorchester zur Königlichen Kapelle zu erweitern. Der König war bestrebt, musikalische Spitzenkräfte an seinen Hof zu binden. Er setzte alle Kräfte daran, ein attraktives höfisches Musikleben aufzubauen, das den Glanz seiner Regentschaft und Hofhaltung bis in die entferntesten Winkel Europas tragen sollte. Unter dem Kapellmeister Carl Heinrich Graun zählten Carl Philipp Emanuel Bach (Cembalo), Johann Joachim Quantz (Flöte), Franz und Joseph Benda (Violine), Johann Gottlieb Graun als Konzertmeister und Johann Friedrich Agricola („Hofcomponist“) zu den berühmten Mitgliedern der Hofkapelle. Die Musiker gehören zu den Hauptvertretern der sogenannten Berliner Schule, deren Werke stark vom musikalischen Geschmack des selbst komponierenden Königs bestimmt wurden. Friedrich liebte im instrumentalen Bereich den strengen Satz, hochbarocke Formen und eine schmeichelnde heitere Melodik.

Die Triosonate G-Dur QV 2: Anh.28 von Johann Joachim Quantz ist wie die meisten seiner Triosonaten viersätzig mit der Satzfolge langsam-schnell-langsam-schnell entsprechend der Sonata da chiesa. Sie wurde in Dresden komponiert und erschien 1730 in Paris im Druck. Manuskripte werden in Dresden, Münster, Paris und London verwahrt – dabei handelt es sich durchweg um Abschriften.

Eine Nummer mit Anhang im Quantz-Werkverzeichnis von Horst Augsbach weist immer auf Werke mit ungesicherter Zuweisung hin. Einige der 39 Triosonaten aus dem Dresdener Bestand, die unter dem Namen Quantz verwahrt wurden, konnten als Werke von J. A. Hasse, J. D. Heinichen u. a. identifiziert werden. Für diese Triosonate wurde aber noch nirgendwo ein Manuskript gefunden, das einen anderen Komponisten ausweist, so dass man sie weiterhin zu den Kompositionen von Quantz zählen sollte, zumal sie ja auch unter dem Namen Quantz im Druck erschienen ist.

Auch von Quantz‘ Sonate h-Moll QV 1: Anh.44 für Flöte und Generalbass existiert eine frühe Druckausgabe: Es ist die Sonata VI der „Sonates Pour la Flûte Traversiere“, erschienen 1731 in Paris. Von dieser Sonate gibt es nur ein Manuskript in Kopenhagen, das nach dem Druck erstellt wurde.

Bei einem der Berliner Manuskripte der Sonate e-Moll QV 1:75 für Flöte und Generalbass handelt es sich um eines der wenigen Autographe von Quantz. Weitere Abschriften des Stückes werden in Bibliotheken in Schwerin, Göttingen, Brüssel, London, Stockholm und Kopenhagen verwahrt. Auf dem Kopenhagener Manuskript ist fälschlicherweise Friedrich II. als Komponist angegeben.

Carl Heinrich Graun (1703/04-1759) erhielt Gesangs-, Klavier- und Cellounterricht an der Dresdner Kreuzschule. Nach dem Studium von Gesang und Komposition wurde Graun 1724 zunächst als Hofsänger, danach als Hofkapellmeister nach Braunschweig berufen. Der preußische Kronprinz Friedrich war von einer Oper, die Graun für seine Hochzeit mit der Prinzessin Elisabeth Christine komponiert hatte, so begeistert, dass er Carl Heinrich zusammen mit dessen Bruder Johann Gottlieb 1735 für seine Rheinsberger Kapelle verpflichtete. Nach der Thronbesteigung Friedrichs im Jahr 1740 wurde Graun zum Kapellmeister ernannt. Mit seiner Oper „Cesare e Cleopatra“ wurde im Dezember 1742 das neuerbaute Opernhaus Unter den Linden feierlich eröffnet. Der Schwerpunkt seiner kompositorischen Arbeit liegt auf dem Gebiet der Vokalmusik. Er hinterließ unter anderem 28 Opern und sein musikalisches Hauptwerk, die Passionskantate „Der Tod Jesu“, aber auch zahlreiche Instrumentalkompositionen. Die Werke Johann Gottlieb und Carl Heinrich Grauns wurden von Christoph Henzel katalogisiert (GraunWV).

Das Flötensolo D-Dur GraunWV B:XVII:54 für Flöte und Generalbass entstand spätestens um 1756. Abschriften des Werks finden sich in Berlin, Dresden und Kopenhagen.

Die Triosonate D-Dur GraunWV B:XV:57 für zwei Flöten und Basso continuo entstand ebenfalls spätestens um 1756. Von ihr existieren mehrere Manuskripte in Berlin, Darmstadt und Washington.

Carl Philipp Emanuel Bach (geb. am 8.3.1714 in Weimar, gest. am 14.12.1788 in Hamburg) erhielt seine musikalische Ausbildung bei seinem Vater Johann Sebastian. Bach immatrikulierte sich 1734 an der Universität in Frankfurt/Oder, wo er Mitglied des dortigen Collegium musicum wurde. Neben eigenen frühen Kompositionen führte er hier Werke seines Vaters auf. In Frankfurt entstand auch im Jahr 1735 die Sonate G-Dur Wq. 123, H.550 für Flöte und Basso continuo. 1738 ging Carl Philipp Emanuel Bach an den Hof des preußischen Kronprinzen Friedrich in Ruppin und folgte Friedrich II. nach dessen Thronbesteigung 1740 nach Potsdam. 1741 erhielt er eine Anstellung als Konzertcembalist in der Hofkapelle. 1742 widmete er dem König seine sechs Preußischen Sonaten, die bedeutendsten Zeugnisse der neuen Stilbildung auf dem Gebiet der Klaviersonate. Sie wurden unter dem Titel „Sei Sonate./ per Cembalo / che all‘ Augusta Maestà / di / Federico II. / Rè di Prussia / D. D .D. / L’Autore / Carlo Filippo Emanuele Bach / Musico di Camera di S:M.“ in Nürnberg gedruckt. Die Preußische Sonate Nr. 6 A-Dur Wq. 48, H.29 für Cembalo solo entstand 1740-42 in Berlin.

Bach blieb nicht bis zu seinem Lebensende am Preußischen Hof, sondern wurde 1768 Musikdirektor an den fünf Hamburger Hauptkirchen und Kantor am Gymnasium Johanneum als Nachfolger seines Paten Georg Philipp Telemann.

Wie Quantz war auch Carl Philipp Emanuel Bach als Autor tätig. Er verfasste das Buch „Versuch über die wahre Art, das Clavier zu spielen“, ein Kompendium der klavieristischen Aufführungspraxis und Verzierungslehre des 18. Jahrhunderts.

Das heute gebräuchliche Verzeichnis der Werke Carl Philipp Emanuel Bachs stammt von dem Musikwissenschaftler Alfred Wotquenne (1867-1939). Die Abkürzung Wq weist auf diesen Werkkatalog aus dem Jahr 1905 hin. Ein weiteres Verzeichnis wurde 1989 von Eugene Helm erstellt – das sind die Nummern mit dem H davor.

Für Carl Philipp Emanuel Bach ist die Musik eine „Sprache der Empfindungen“. Mit seiner Musik wollte er an das Gefühl rühren und den Verstand beschäftigen. Seine Musik ist voller zerrissener Melodien und ungewöhnlicher Sprünge, Harmonien und Wendungen.

Jakob Friedrich Kleinknecht (auch Klinkenek, Klinkenet), 1722-1794, entstammte einer Ulmer Familie, aus der in mehreren Generationen Musiker hervorgingen. Er wurde von seinem Vater im Tonsatz und Violinspiel ausgebildet. Außerdem erwarb er Fähigkeiten im Flötenspiel. 1743 trat er in die Bayreuther Hofkapelle ein und wurde 1756 Musikdirektor. Er war also in der Hofkapelle des Markgrafen und seiner Frau Wilhelmine von Bayreuth, der Schwester Friedrichs des Großen, tätig. 1769 folgte er der Kapelle nach Ansbach und avancierte dort zum Königlich-Preußischen Kapellmeister. Er komponierte weit über 100 Kammermusikwerke, die dem empfindsamen, norddeutschen Stil nachempfunden sind. Die Triosonate in D-Dur für zwei Flöten oder zwei Violinen und Basso continuo ist die dritte Sonate in einem Druck mit dem Titel Six sonates en trio pour deux violons, et basse, qui peuvent se jouer sur la flûte, erschienen unter dem Namen Klinkenek und gedruckt in Paris (Vandôme). Als Sonata I von Jakob Friedrich Kleinknecht findet sie sich in einer Sammlung von sechs Sonaten, die in London (J. Walsh) erschienen sind.

Dr. Meike ten Brink

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