19. April 2015

Dr. Meike ten Brink

Dr. Meike ten Brink

Johann-Joachim-Quantz-Konzert am 19. April 2015

Der Komponist, Kapellmeister, Virtuose, Theoretiker, Forscher, Erfinder, Pädagoge und Geistliche Georg Joseph Vogler, auch Abbé Vogler oder Abt Vogler, wurde 1749 als Sohn eines Geigenbauers in Würzburg geboren. Dort und in Bamberg studierte er zunächst Jura und Theologie und erhielt 1771 eine Stelle als Kaplan am Mannheimer Hof. Vom Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz erwirkte er ein Stipendium für eine Italienreise (1773-1775), um seine musikalische Ausbildung u.a. bei Padre Martini in Bologna fortzusetzen. Mit Padre Martini stand auch Johann Joachim Quantz in Briefkontakt und hatte diesem 1762 einen Lebenslauf für dessen „Storia della Musica“ geschickt.

Nach seiner Rückkehr wurde Vogler in Mannheim Vizekapellmeister und gründete eine musikalische Ausbildungsstätte, über deren Unterrichtssystem er mehrere Schriften verfasste. Viele Reisen führten ihn durch ganz Europa, wo er sich vor allem als Virtuose mit seinen Orgelkonzerten auf einer eigens für ihn konstruierten tragbaren Orgel (Orchestrion genannt) einen Namen machte. Er bot auf diesem Instrument spektakuläre Programme unter Einbeziehung von Schlachtengemälden und Gewittergeräuschen dar.

Vogler beeinflusste auch den Orgelbau im 19. Jahrhundert und ließ zahlreiche Orgeln in ganz Europa nach seinem eigenen „Simplifikationssystem“ und auf eigene Kosten umbauen. Bedeutend war Vogler auch als Lehrer: Franz Danzi, Carl Maria von Weber und Giacomo Meyerbeer gehörten zu seinen Schülern. Vogler starb 1814 in Darmstadt.

Sein kompositorisches Schaffen umfasst alle wichtigen Gattungen seiner Zeit von geistlichen Werken über Kammermusik und Symphonien bis hin zu Opern. Stilistsch gehört er zum Umfeld der Mannheimer Schule. Die Symphonie d-Moll entstand 1782 in Paris und ist Marie Antoinette gewidmet.

Das Konzert Nr. 161 G-Dur QV 5:174 von Johann Joachim Quantz ist das mit Abstand bekannteste seiner rund 300 Flötenkonzerte. Auf über vierzig CDs kann man eine Aufnahme dieses Werks hören, und auch Notenausgaben gibt es mehrere. Quantz komponierte das Konzert um 1750 in Berlin, wo bis heute zwei Stimmensätze aufbewahrt werden. Ein weiterer Stimmensatz gehörte zum Archiv der Sing-Akademie zu Berlin, das nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang als vermisst galt, ehe es 1999 in Kiew wiederentdeckt wurde und 2001 nach Berlin zurückkehrte. Ein viertes zeitgenössisches Manuskript schließlich gelangte über Quantz‘ Freund Johann Georg Pisendel nach Dresden, wo es auch heute noch aufbewahrt wird. Die Flötenstimme dieser Handschrift enthält zahlreiche Eintragungen von der Hand Moritz Fürstenaus (1824-1889), der Kustos der Königlichen Privat-Musikaliensammlung und Flötist in der Hofkapelle war. Er brachte das Konzert am 14. März 1877 im Dresdner Tonkünstlerverein zur Wiederaufführung, nachdem es wahrscheinlich über einhundert Jahre im Archiv gelegen hatte. Aufgrund der erfolgreichen Aufführung nahm der Verlag Breitkopf & Härtel Leipzig das Konzert in sein Verlagsprogramm auf, wodurch es von da an immer wieder aufgeführt wurde und zum Standardrepertoire eines jeden Flötisten avancierte. Die damalige Ausgabe enthält einige Änderungen gegenüber dem ursprünglichen Notentext, so beispielsweise Oktavierungen und Angaben zur Dynamik und Artikulation, die der Herausgeber teilweise von den Eintragungen Moritz Fürstenaus übernommen hat. Seit 1991 gibt es dank Horst Augsbach aber eine Ausgabe, die den ursprünglichen Notentext wiedergibt.

Die Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92 von Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) entstand vom Herbst 1811 bis Mai 1812 und ist Moritz Johann Christian Graf von Fries gewidmet. Beethoven befand sich in dieser Zeit auf der Höhe seines öffentlichen Ruhms, litt aber bereits unter seinem sich immer mehr verschlechternden Gehör. Die Uraufführung erfolgte am 8. Dezember 1813 in einem Benefizkonzert zugunsten der antinapoleonischen Kämpfer im großen Redoutensaal der Wiener Universität unter Beethovens Leitung. Im Orchester saßen dabei namhafte Musiker, wie Louis Spohr, Giacomo Meyerbeer und Antonio Salieri.

In der Rezension dieser Uraufführung in der „Wiener allgemeinen musikalischen Zeitung“ vom 15. Dezember 1813 heißt es: „Die Classizität der Simphonien des Hrn v. Beethoven, des größten Instrumental-Componisten unserer Zeit, ist anerkannt. Diese neueste erwirbt dem genialen Verfasser nicht geringere Bewunderung, als die ältern, vielleicht ist es sogar ein wichtiger Vorzug, den sie vor diesen behauptet, daß sie, ohne ihnen in der Künstlichkeit des Satzes nachzustehen, in allen Theilen so klar, in jedem Thema so gefällig und leicht faßlich ist, daß jeder Musikfreund, ohne eben Kenner zu seyn, von ihrer Schönheit mächtig angezogen wird, und zur Begeisterung entglüht.“

Auch die „Allgemeine musikalische Zeitung“ Leipzig berichtet am 26. Januar 1814 über die Uraufführung der 7. Symphonie: Vor allem verdiente die neue […] Symphonie jenen grossen Beyfall und die ausserordentlich gute Aufnahme, die sie erhielt. Man muss dies neueste Werk des Genie’s B.’s selbst, und wol auch so gut ausgeführt hören, wie es hier ausgeführt wurde, um ganz seine Schönheiten würdigen und recht vollständig geniessen zu können. Ref. hält diese Symphonie […] für die melodiereichste, gefälligste und fasslichste unter allen B.schen Symphonien.“

Das Besondere der 7. Symphonie liegt in der ganz eigenen Art der rhythmischen und harmonischen Gestaltung. Richard Wagner beschrieb sie 1850 als „Apotheose des Tanzes“.

Dr. Meike ten Brink