Konzert am 5. Mai 2024

Johann-Joachim-Quantz-Konzert am 5. Mai 2024

Der englische Komponist Edward Elgar (1857–1934) wurde von seinem Vater, einem Organisten und Musikalienhändler in Broadheath/Worcestershire, musikalisch gefördert, bildete sich dann aber weitgehend autodidaktisch weiter. Er lebte als Gelegenheitskomponist, Violinlehrer, Organist und Dirigent für Chorvereinigungen, Amateurorchester und eine Bläservereinigung in seiner Heimatstadt und nach einem kurzen Aufenthalt in London wieder in Worcestershire. Elgar schuf 1899 die populären Enigma-Variationen für Orchester, für die er viel Anerkennung erhielt und zu einer nationalen Größe wurde. 1904 wurde Elgar zum Ritter geschlagen, und in den folgenden Jahren hielt er als Musikprofessor Vorlesungen an der Universität Birmingham. Elgar erfuhr zahlreiche Ehrungen, er erhielt u.a. die Ehrendoktorwürde der Universitäten Cambridge, Yale und Oxford. Er war der Schöpfer eines modernen englischen Nationalstils. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Märsche „Pomp and Circumstance“.
Die Serenade für Streicher in e-Moll op. 20 ist ein frühes Werk Elgars in drei kurzen Sätzen. Sie wurde 1892 von der Worcester Ladies‘ Orchestral Class unter der Leitung des Komponisten in einer privaten Aufführung uraufgeführt. Ob sie, wie oft behauptet wird, auf drei Streicherstücke zurückgeht, die im Mai 1888 bei einem Konzert der Worcestershire Musical Union aufgeführt wurden, lässt sich nicht mehr feststellen, da von diesen Stücken nur die Titel "Spring Song", "Elegy" und "Finale" überliefert sind. Diese Titel charakterisieren aber auch die Sätze der Serenade erstaunlich gut. Serenaden – ursprünglich unterhaltsame Abendständchen unter freiem Himmel – waren im späten 19. Jahrhundert sehr beliebt. Vorreiter war Mozart mit der „Kleinen Nachtmusik“ (1787),  zu den populärsten Kompositionen dieser Gattung gehören die beiden Serenaden Dvořáks und Elgars. Am Ende des letzten Satzes der Serenade Elgars erklingt noch einmal der Anfang des 1. Satzes – eine Hommage an Dvořáks Serenade op. 22.

Franz (František) Benda (1709–1786) entstammt einer böhmischen Musikerfamilie. Sein Vater war ein Leineweber und Spielmann, der in Gasthäusern mit Hackbrett, Oboe und Schalmei zum Tanz aufspielte.Von ihm und dem Kantor seines Dorfes erlernte er die ersten musikalischen Grundlagen. Von 1718 bis 1723 war er Chorknabe in Prag und Dresden, erlernte das Geigen- und Bratschenspiel und gelangte schließlich über Wien und Breslau nach Warschau und Dresden, wo er als Geiger in die polnische Kapelle Augusts des Starken aufgenommen wurde, in der auch Johann Joachim Quantz Mitglied war. Mit dessen Hilfe entwickelte er seine kompositorischen Fähigkeiten. 1733 wurde Benda erster Violinist in der Kapelle des Kronprinzen Friedrich von Preußen in Ruppin und Rheinsberg.
In seiner Autobiographie aus dem Jahr 1763 (veröffentlicht in der Neuen Berliner Musikzeitung 1856) schreibt Franz Benda: „Kurtz nachhero [= 1740] traten Sr. Maj. Die Regierung an; wür zogen also nach Berlin. Herr Quantz wurde in Dienste beruffen. Dieser Redlich Gesinte Mann hat Mir in so Mancherley noth sehr Viele liebe erwiesen, auch noch in der composition eiuigen Unterricht gegeben.“
1739 hatte Benda Eleonora Stephein geheiratet und bekam mit ihr acht Kinder. Nach dem Tod seiner Frau 1758 heiratete er drei Jahre später ihre Schwester Carolina Stephein. Bendas Familie zog ebenfalls nach Berlin und er erteilte seinen Brüdern Violinunterricht, so dass Johann, Georg und Joseph Benda in die Berliner Hofkapelle aufgenommen wurden. Franz Benda konnte auf Grund einer Gichterkrankung ab 1767 nicht mehr solistisch auftreten. Nach dem Tod Johann Gottlieb Grauns im Jahr 1771 wurde Benda dessen Nachfolger als Konzertmeister, nach dem Tod von Quantz 1773 auch erster Berater Friedrichs des Großen in musikalischen Angelegenheiten bis zu seinem Tod 1786. In seiner Autobiographie schreibt Benda über seine Zeit bei Friedrich: „es ist für mich Keine Geringe Satisfaction dass ich die Gnade gehabt bey diesen in warheit grossen Friedrich in Diensten zu stehen und durch alle die Jahre wenigstens biss 10000 Flöten-Concerte S. Maj. zu accompagniren.“
Die meisten der Werke Franz Bendas, darunter Konzerte, Sonaten, Duos und Capricen, sind für die Violine komponiert. Auch das Flötenkonzert e-Moll existiert in einer ursprünglichen Version als Violinkonzert in d-Moll. Das dreisätzige Konzert mit der Satzfolge schnell - langsam - schnell folgt in seinem formalen Aufbau den Konzerten Quantz‘ und dessen Vorbild Vivaldi. Alle Sätze sind in Ritornellsatzform mit sich abwechselnden Tutti- und Soloabschnitten komponiert. Anders als meistens bei Quantz beginnt das Solo im 1. Satz jedoch nicht mit dem ersten Thema oder einem neuen wiederkehrenden Motiv, sondern mit lang angehaltenen Tönen, zu denen die Streicher das anfängliche Thema erklingen lassen. Der galante und empfindsame Stil ist in diesem Konzert gut zu erkennen, dem Solisten wird zugleich Virtuoses und große Gefühlstiefe abverlangt.

Der tschechische Komponist Antonín Dvořák (1841–1904) erhielt seine musikalischen Grundlagen als Chorknabe und Geiger in Tanzkapellen. Sechzehnjährig wurde er in die Organistenschule des Prager Konservatoriums aufgenommen. Er spielte später als Bratscher in einem Prager Theater unter der Leitung von Friedrich Smetana. Eine lebenslange Freundschaft verband ihn mit Johannes Brahms.
1890 wurde er Lehrer am Konservatorium in Prag, ließ sich 1892 beurlauben, um eine Einladung des National Conservatory in New York anzunehmen, das er bis 1895 leitete. Danach setzte er seine Lehrtätigkeit in Prag fort und wurde 1901 Direktor des Konservatoriums.
Dvořáks Musik ist geprägt von slawischen Einflüssen und zeichnet sich durch ihre Melodik und rhythmische Vielfalt aus. Zu seinen bekanntesten Werken zählt die Symphonie Nr. 9 „Aus der neuen Welt“ mit Melodien, die an Spirituals und amerikanische Songs erinnern.
Die Serenade für Streicher in E-Dur op. 22 wurde in nur zwei Wochen im Mai 1875 komponiert. Die Uraufführung erfolgte am 10. Dezember 1876 in Prag mit dem gemeinsamen Orchester des tschechischen und des deutschen Theaters unter der Leitung von Adolf Čech. Dvořák feierte in dieser Zeit erste Erfolge und erhielt ein staatliches Stipendium.
Das Werk ist in fünf kurzen Sätzen angelegt, die meist der dreiteiligen Form (A-B-A) folgen. Ein typisches Merkmal der Komposition ist die häufige Imitation von Themen in verschiedenen Stimmen. Dvořák verstärkt den zyklischen Charakter der Form, indem er das Hauptthema des ersten Satzes am Ende des letzten Satzes noch einmal zitiert.
Er dirigierte das Werk sechsmal selbst: zum ersten Mal im August 1877 in Lipník nad Bečvou - der erste dokumentierte Auftritt des Komponisten als Dirigent.

Dr. Meike ten Brink

 

Edward Elgar (1857–1934): Serenade für Streicher e-Moll op. 20
Allegro piacevole - Larghetto - Allegretto

Franz Benda (1709–1786): Flötenkonzert e-Moll
Allegro e con brio - Adagio un poco Andante - Presto

Antonín Dvořák (1841–1904): Serenade für Streicher E-Dur op. 22
Moderato - Tempo di Valse - Scherzo: Vivace - Larghetto - Finale: Allegro vivace

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