Konzert am 28. Oktober 2007

Johann-Joachim-Quantz-Konzert am 28. Oktober 2007

Die drei Komponisten Johann Joachim Quantz, Franz Benda und Carl Philipp Emanuel Bach waren gut miteinander bekannt, denn sie waren Kollegen in der Berliner Hofkapelle Friedrichs des Großen: Quantz war dort Flötist, Benda Geiger und Bach Cembalist.

Als Johann Joachim Quantz 1741 Dresden verließ, gelangten alle seine bis dahin komponierten Solosonaten nach Potsdam, während die Triosonaten in Dresden blieben. Von der Sonate D-Dur QV 2:14 sind mehrere Fassungen überliefert. Handschriften des Werks befinden sich in Dresden, Berlin und Göttingen. Das Dresdener Manuskript ist eine Triosonate mit Stimmen für Flöte, Violine und Bass. Das Berliner und das Göttinger Manuskript sind Sonaten für Flöte und obligates Cembalo. Sonaten für diese zwei Besetzungsmöglichkeiten gibt es bei Quantz mehrmals. Vermutlich ist das Werk in Dresden entstanden, und Quantz hat es dann für Friedrich den Großen noch einmal als Solosonate umgearbeitet. Die Sonate hat in den Handschriften in Dresden und Berlin vier Sätze: Soave – Allegro –Affettuoso – Presto. Nur das Göttinger Manuskript, von dem es auch eine moderne Ausgabe gibt, enthält drei Sätze.

Friedrich der Große ließ zu seinem privaten Gebrauch zwei identische thematische Kataloge für die Solosonaten zusammenstellen, die seine und Quantz’ Kompositionen enthalten. Von Quantz sind aus dieser Sammlung 152 Sonaten überliefert, darunter auch die Sonaten Nr. 273 (QV 1:109) und 274 (QV 1:145). Zusätzlich gibt es noch etwa 30 Sonaten, die nicht in diesem Verzeichnis enthalten sind. Die Sonaten Nr. 272 – 277 nehmen in Quantz’ Schaffen eine Sonderstellung ein, da sie die Satzfolge schnell – langsam – schnell aufweisen, während alle anderen Sonaten aus Friedrichs Katalog die Satzfolge langsam – schnell – schnell haben. Georg Thouret schreibt in seinem „Katalog der Musiksammlung auf der Königlichen Hausbibliothek im Schlosse zu Berlin“ über diese Sonaten: „Die Sonaten 272 – 277 […] zeichnen sich durch Schwung und Feuer aus; sie dürften zu dem Besten gehören, was Quantz überhaupt geschrieben hat.“ Ab Nr. 248 in dem Katalog Friedrichs sind die Sonaten in etwa nach Tonarten sortiert, was auch bei diesen Sonaten mit der Folge F (272) – G (273) –A (274) – B (275) – c (276) – D (277) der Fall ist. Ziemlich sicher ist deshalb, dass diese Sonaten direkt nacheinander komponiert wurden. Sie entstanden in Potsdam, also zwischen 1741 und 1773. Geht man von einem einigermaßen regelmäßigen Sonatenschaffen bei Quantz aus, liegt die Entstehungszeit dieser Sonaten um 1750. Die Solosonaten zeichnen sich durch thematische Vielfalt, gesangliche Melodik, grazile Ornamentik und melodische Basslinien aus. Sie zeigen Quantz’ Beherrschung des galanten Stils und wenden sich anmutig und leicht verständlich an den Musikliebhaber.

In seinem Lehrwerk „Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen“ schreibt Quantz folgendes zu einer Solosonate (XVIII. Hauptstück, § 50): „Soll überhaupt ein Solo einem jeden gefallen; so muß es so eingerichtet seyn, daß die Gemüthsneigungen eines jeden Zuhörers darinne ihre Nahrung finden. Es muß weder durchgehends pur cantabel, noch durchgehends pur lebhaft seyn. So wie sich ein jeder Satz von dem andern sehr unterscheiden muß; so muß auch ein jeder Satz, in sich selbst, eine gute Vermischung von gefälligen und brillanten Gedanken haben. Denn der schönste Gesang kann, wenn vom Anfange bis zum Ende nichts anders vorkömmt, endlich einschläfern: und eine beständige Lebhaftigkeit, oder lauter Schwierigkeit, machen zwar Verwunderung, sie rühren aber nicht sonderlich.“

Der Geiger und Komponist Franz (František) Benda stammt aus einer böhmischen Musikerfamilie. Er wurde am 22.11.1709 in Neu-Benatek getauft. 1732 erhielt Franz Benda eine Stelle in der Königlichen Kapelle in Dresden. 1733 wurde er Mitglied der Kapelle des Kronprinzen Friedrich von Preußen, nach dessen Thronbesteigung „Primarius“, 1771 schließlich Konzertmeister der Königlichen Kapelle in Berlin. Er vertrat den empfindsamen Stil der Berliner Schule. Als Benda am 7.3.1786 in Potsdam starb – ein knappes halbes Jahr vor dem Tod Friedrichs des Großen – hatte er dreiundfünfzig Jahre lang in dessen Diensten gestanden.

Carl Philipp Emanuel Bach (geb. am 8.3.1714 in Weimar, gest. am 14.12.1788 in Hamburg) erhielt seine musikalische Ausbildung bei seinem Vater Johann Sebastian. 1738 ging er an den Hof des preußischen Kronprinzen Friedrich in Ruppin und folgte Friedrich II. nach dessen Thronbesteigung 1740 nach Potsdam. 1741 erhielt er den Titel „Kammercembalist“. Bach blieb aber nicht – wie Quantz und Benda – bis zu seinem Lebensende am Preußischen Hof, sondern wurde 1767 Musikdirektor an den fünf Hamburger Hauptkirchen und Kantor am Gymnasium Johanneum als Nachfolger seines Paten Georg Philipp Telemann.
Wie Quantz war auch Carl Philipp Emanuel Bach als Autor tätig. Er verfasste das Buch „Versuch über die wahre Art, das Clavier zu spielen“, ein Kompendium der klavieristischen Aufführungspraxis und Verzierungslehre des 18. Jahrhunderts.
Als Kammercembalist Friedrichs II. unterrichtete er den jungen Herzog Carl Eugen von Württemberg, der sich am Berliner Hof aufhielt. Ihm widmete Bach die sechs Württembergischen Sonaten für Cembalo, die 1744 entstanden. Ihre Zueignung lautet: Sei Sonate per Cembalo, dedicate all‘ Altezza Serenissima di Carlo Eugenio, Duca di Wirtemberg. Zehn Jahre später, im Jahr 1754, entstand die Flötensonate G-Dur Wq 85. Das heute gebräuchliche Verzeichnis der Werke Carl Philipp Emanuel Bachs stammt von dem Musikwissenschaftler Alfred Wotquenne (1867-1939). Die Abkürzung Wq weist auf diesen Werkkatalog aus dem Jahr 1905 hin.
Für Carl Philipp Emanuel Bach ist die Musik eine „Sprache der Empfindungen“. Mit seiner Musik wollte er an das Gefühl rühren und den Verstand beschäftigen.

Dr. Meike ten Brink

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