Konzert am 19. April 2009

Johann-Joachim-Quantz-Konzert am 19. April 2009

Das Konzert Nr. 187 h-Moll QV 5:272 von Johann Joachim Quantz stammt aus der Konzertsammlung Friedrichs des Großen, die heute von der Staatsbibliothek zu Berlin verwahrt wird. Von diesem Konzert sind zwei Manuskripte überliefert, die auf den Titelblättern oben die Zueignung zu den Schlössern „pour Potsdam“ und „pour Charlottenbourg“ tragen. Dann folgt der Titel: Nro : 187. Concerto â 5, Flauto Traversiero, Violino Primo, Violino Secondo, Violetta e Basso. di Quantz. Die Umschläge enthalten jeweils die sechs Einzelstimmen Flauto Traversiero, Violino Primo, Violino Secondo, Violetta, Basso (beziffert) und Basso ripieno. In dem Manuskript „pour Potsdam” wurden einige Stimmen von Augustin Neuff geschrieben. Neuff war Flötenschüler von Quantz und wurde 1754 in die Königliche Kapelle aufgenommen. Das Konzert, von dem es auch eine moderne Ausgabe gibt, wurde von Quantz um 1755 in Berlin komponiert. Alle drei Sätze stehen in Ritornellsatzform, das heißt, Tutti- und Soloabschnitte wechseln einander ab. Dabei spielt das Tutti jeweils das Thema oder einen Teil des­selben, dazwischen erklingen Soloepisoden mit thema­tischen Motiven und freien Spielfiguren.
Einige Takte aus dem 1. und 3. Satz dieses Konzerts wurden in die „Solfeggi“ Friedrichs des Großen aufgenommen. Friedrich Nicolai berichtet hierzu: „Der König pflegte nicht allein die drey oder vier Koncerte, welche Er an einem Abend spielen wollte, vorher durchzuspielen, sondern oft blies Er Vormittags auch noch Solfeggi, die er auswendig wußte.“ Einige Abschnitte aus den Soloepisoden gehörten also zum täglichen Übungsprogramm Friedrichs des Großen. Dabei handelt es sich um Dreiklangsbrechungen, Skalenausschnitte und große Sprünge, durch die eine verdeckte Zweistimmigkeit entsteht. Auch der Engländer Charles Burney (1726-1814), ein Musikhistoriker, der 1772 Berlin besuchte, erwähnt in seinem Tagebuch die Solfeggi: „... auf dem Tische liegt ein Verzeichniß der Konzerte, welche sich im neuen Pallaste befinden, und ein Notenbuch worin, wie Se. Majestät es nennen, Solfeggi geschrieben stehen, nemlich Preludia von schweren und geschwinden Sätzen zur Uebung der Finger und Zunge, wie die eigentlichen ‚Solfeggi’ zur Uebung für die Kehle der Sänger sind. Se. Majestät haben von dieser Art Büchern für die Flöte eins in jedem Musikzimmer aller Palläste.“

Charles Burney war es auch, der veranlasste, dass Joseph Haydn (1732-1809) im Juli 1791 von der Universität Oxford die Würde eines Doktors der Musik honoris causa verliehen wurde. Burney, selbst Doktor der Musik von Oxford, schrieb nach seinem ersten persönlichen Kontakt im Februar 1791 über den berühmten Haydn: „I have had the great Haydn here, & think him as good a creature as great Musician“.
Dreißig Jahre zuvor, am 1. Mai 1761, hatte der aus Wien kommende Franz Joseph Haydn (den Vornamen Franz benutzte er selbst nicht) seine Stelle als Vizekapellmeister beim Fürsten Paul Anton Esterházy auf dessen Landsitz in Eisenstadt angetreten. Zu seinen ersten Kompositionen für den Fürsten gehören die Symphonien Nr. 6 D-Dur Le Matin (Der Morgen), Nr. 7 C-Dur Le Midi (Der Mittag) und Nr. 8 G-Dur Le Soir (Der Abend). Die Idee zu Kompositionen über die Tageszeiten stammte offenbar vom Fürsten selbst. Haydn richtete sich bei der Instrumentierung dieser Symphonien ganz nach den Möglichkeiten der fürstlichen Kapelle, das heißt, neben den Streichern sind Flöten, Oboen, Fagotte und Hörner vertreten. Das Eisenstädter Ensemble bestand aus hervorragenden Musikern, wie beispielsweise dem Konzertmeister Luigi Tomasini, denen Haydn die Soli der Symphonien sozusagen auf den Leib schrieb. Der Komponist lässt in diesen Werken fast nach Art eines Concerto grosso jeweils mehrere Instrumente im Wechselspiel die Führung übernehmen.
Die formale Anlage der Symphonien Nr. 6 und 8 ist bereits viersätzig nach Art der klassischen Symphonie. Le Matin vermittelt eine Morgenstimmung in der Natur mit Sonnenaufgang, während in Le Soir, dem dritten Werk des Tageszeiten-Zyklus, eine düstere Stimmung vorherrscht. Diese Symphonie endet mit einem effektvollen Sturm-Finale (La Tempesta).

Der österreichische Komponist, Texter und Autor Lorenz Maierhofer (* 1956) war lange als Musik- und Chorpädagoge, Chorleiter und Dozent in der Chorleiterfortbildung tätig. Er ist Herausgeber eines umfassenden Gesamtwerks zur Musik- und Chorpädagogik. Sein kompositorisches Werk zeichnet sich durch eine große stilistische Breite aus und enthält Elemente aus Jazz, Gospel, Ethno- und der alpenländischen Volksmusik.

Johann Rudolf Ahle wurde am 24.12.1625 in Mühlhausen (Thüringen) geboren und starb dort am 9.7.1673. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Göttingen besuchte er ab 1645 die Universität in Erfurt. 1646 übernahm er das Kantorat an St. Andreas in Erfurt, 1654 wurde er Organist an der Kirche St. Blasius in Mühlhausen. 1655 wurde er unter Beibehaltung seines Organistendienstes in den Rat gewählt und schließlich Bürgermeister seiner Heimatstadt. Er genoss großes Ansehen bei seinen Zeitgenossen, und seine Werke haben auch heute noch in der kirchenmusikalischen Praxis einen festen Platz. Der Satz „Lob der Musik“ stammt aus dem Band „Neue geistliche Arien“ (II), der 1660 in Mühlhausen erschienen ist.

Die Uraufführung der Oper Armide von Christoph Willibald Gluck (1714-1787) fand 1777 in Paris statt. Gluck hatte mit der Pariser Operndirektion einen Vertrag über sechs Opern abgeschlossen, von denen Armide die vierte war. Den Text zur Oper schrieb Philippe Quinault nach dem Kreuzritter-Epos „Das befreite Jerusalem“ („La Gerusalemme liberata“) von Torquato Tasso.

Dr. Meike ten Brink

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