GT_20120516

Göttinger Symphoniker spielen Quantz

Munteres Schmettern

15.05.2012 17:18 Uhr

GT-2012.05.16-Mitreißender Schwung

Mitreißender Schwung: das Göttinger Symphonie-Orchester in der Schedener Kirche. © EL

Ein Dutzend Jahre: So lang schon existiert die Reihe der Quantz-Konzerte in Scheden, die Christian Simonis, der frühere Chefdirigent des Göttinger
Symphonie-Orchesters (GSO), 2001 begründet hat. In Scheden wurde 1697 als Sohn eines Hufschmieds Johann Joachim Quantz geboren, der Musiker wurde und als Flötenlehrer Friedrichs des Großen in die Geschichte eingegangen ist.
Ein Quantz zugeschriebenes Hornkonzert (das anderen Quellen zufolge möglicherweise aber von Johann Christian Fischer stammt) stand im Mittelpunkt des Programms. Dazu erklangen Mozarts erste (KV 16) und letzte Symphonie (KV 551) sowie die erste Symphonie Friedrichs des Großen.
Das GSO füllte in angemessen kleiner Besetzung den Altarraum und bot die unterhaltsam-filigranen Klänge des frühen Mozart und des komponierenden Preußenkönigs empfindsam, lebendig und sehr transparent dar.
Solist im Hornkonzert war der GSO-Musiker Attila Holczinger, Spezialist für die Aufführungspraxis der Frühzeit des Horns. Er spielte seinen Part auf einem ventillosen Instrument ohne Zuhilfenahme der Stopftechnik, die, wie der Solist erläuterte, erst nach Quantz’ Zeiten eingeführt wurde. Das erschwert eine saubere Intonation, ja macht sie fast unmöglich. So gab es etliche hochvirtuose Stellen, bei denen man die gemeinte Melodielinie eher erraten als hören konnte – doch das mag in der Tat der Aufführungspraxis der damaligen Zeit entsprechen.
Was auf jeden Fall nachzuvollziehen war, ist der brillante Gestus des Soloparts, in dem das Horn ausgesprochen munter schmettern darf.  Zum Schluss des Konzerts präsentierte Gastdirigent Johannes Moesus Mozarts „Jupitersymphonie“, das musikalisch gewichtigste Werk des Tages. Ein bisschen robust klang seine Interpretation, der man hier und da eine stärkere dynamische Differenzierung gewünscht hätte. Aber dem mitreißenden Schwung dieses Werkes konnte sich niemand in der gut besuchten Kirche entziehen. Dementsprechend begeistert war der Applaus.

Von Michael Schäfer