Konzert am 15. April 2007

Johann-Joachim-Quantz-Konzert am 15. April 2007

Der französische Komponist Francois-Joseph Gossec wurde am 17.1.1734 in Vergnies im Hennegau (heute Belgien) geboren und starb am 16.2.1829 in Passy bei Paris. Nur wenige Komponisten beeinflussten das Musikleben in Frankreich über einen so langen Zeitraum wie Gossec. Im Laufe seines 95 Jahre währenden Lebens bekleidete er viele verschiedene Ämter und Stellungen in unterschiedlichen Bereichen der Musik. Sein kompositorisches Oeuvre umfasst Werke fast aller Gattungen. Zu den wichtigsten Kompositionen zählen die über 60 Symphonien, die Opern und die Revolutionsmusiken. In seinen Symphonien wurde Gossec früh von der Mannheimer Schule beeinflusst. Neben der tragenden Streichergruppe ist vor allem der farbige Bläsersatz charakteristisch für ihn.

Johann Joachim Quantz komponierte das Konzert Nr. 182 D-Dur QV 5:41 um 1754 in Berlin. Dort werden auch heute noch die drei Stimmensätze dieses Konzerts aufbewahrt, die auf den Titelblättern jeweils einem der Schlösser Friedrichs des Großen zugeeignet sind: „pour Charlottenbourg”, „pour Potsdam” und „pour Sans Souci“. Der Titel des Konzerts auf den Manuskripten lautet: „Nro : 182. Concerto à 5. Flauto Traversiero, Violino Primo, Violino Secondo, Violetta e Basso. di Quantz.” Durch eine moderne Ausgabe ist das Werk heutigen Musikern gut zugänglich. Alle drei Sätze des Konzerts sind in Ritornellsatzform komponiert, das heißt, Tutti- und Soloabschnitte wechseln einander ab. Dabei spielt das Tutti jeweils das Thema oder einen Teil desselben, dazwischen erklingen Soloepisoden mit thematischen Motiven und freien Spielfiguren. Das Kopfmotiv des ersten Satzes ist, wie häufig bei Quantz, grundtonbetonend und enthält eine Dreiklangsbildung. Der Solist beginnt in allen drei Sätzen mit dem gleichen Thema wie zuvor das Orchester, wie es bei den Konzerten von Quantz meistens der Fall ist. Hierzu schreibt Quantz in seinem Lebenslauf vom 14. April 1762: „Die Konzerte versuche ich (soweit mein schwaches Können es erlaubt) in der Weise zu machen, dass die Ritornelle in einem beständigen Zusammenhang mit der konzertierenden Stimme stehen und es so ein gut ausgewogenes Ganzes wird. Man kann ein Konzert nicht für gut finden, dessen Ritornelle so wenig Beziehung mit der Stimme, die konzertiert, haben, so dass man in Versuchung geraten könnte zu glauben, ein solches Konzert sei nur durch Zufall zusammengesetzt worden, oder dass ein Komponist die Ritornelle, ein anderer den konzertierenden Part und – auch das wäre möglich – ein dritter den Bass gemacht habe.“

Die Kompositionen Friedrichs II. waren für den privaten Gebrauch bestimmt und stammen aus der Zeit vor dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763). Überliefert sind 121 Sonaten für Flöte und Cembalo, vier Flötenkonzerte, vier Hefte mit Solfeggien, zwei Symphonien, drei weltliche Kantaten, Märsche und einige Arien. Darüber hinaus gibt es Werke, bei denen Zweifel an der Autorschaft Friedrichs bestehen, so auch an den Symphonien in G- und A-Dur. Die Kompositionen lassen sich teilweise nicht genau von den Werken der bei Friedrich angestellten Musiker trennen, und es lässt sich auch nicht mehr klären, inwieweit Friedrich Hilfe seiner Musiker für die Ausarbeitung eigener Ideen beanspruchte. Einhellig wird jedenfalls der melodische Erfindungsreichtum Friedrichs gelobt. Die Symphonie G-Dur ist wohl eher Johann Gottlieb Graun (1702 oder 1703 – 1771) zuzuschreiben, der Konzertmeister der Berliner Hofkapelle Friedrichs des Großen war. Neben Johann Joachim Quantz, Carl Heinrich Graun, Carl Philipp Emanuel Bach und Franz Benda zählt er zu den Hauptvertretern der sogenannten Berliner Schule, deren Werke stark vom musikalischen Geschmack des selbst komponierenden Königs bestimmt wurden. Friedrich liebte im instrumentalen Bereich den strengen Satz, hochbarocke Formen und eine schmeichelnde heitere Melodik.

Ludwig van Beethoven begann mit der Komposition der Symphonie Nr. 8 F-Dur op. 93 im Frühjahr 1812, gleich nachdem er die 7. Symphonie op. 92 beendet hatte. Den Sommer 1812, in dem er die 8. Symphonie skizzierte, verbrachte er in verschiedenen böhmischen Bädern. Im Frühjahr 1813 arbeitete er den Schluss des ersten Satzes noch einmal um. Fast ein Jahr später, am 27. Februar 1814, erlebte die Symphonie ihre Uraufführung im großen Redoutensaal in Wien. Die 8. Symphonie ist ein äußerst heiteres Werk, das pure Lebensfreude und Übermut ausstrahlt. Diesem Grundcharakter entsprechend hat Beethoven auf einen langsamen Satz verzichtet. Das Allegretto scherzando, das zu Beethovens Zeiten auch einzeln aufgeführt wurde, ist von Sechzehntel-Repetitionen durchzogen, die den Tiktak-Rhythmus einer Uhr oder eines Metronoms parodieren.

Daniel Friderici kam 1584 in Klein-Eichstedt bei Querfurt zur Welt und starb 1638 in Rostock. Dort hatte er auch studiert und wurde 1623 zum Kapellmeister aller Rostocker Kirchen ernannt. Fridericis weltliche Werke geben einen Einblick in die Art und Weise der geselligen Unterhaltungsmusik des frühen 17. Jahrhunderts. Der Satz „Wir lieben sehr im Herzen“ stammt aus „Servia musicalis“ (Musikalisches Sträußlein) und erschien 1617 in Lübeck.

Johann Rudolf Ahle wurde am 24.12.1625 in Mühlhausen (Thüringen) geboren und starb dort am 9.7.1673. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Göttingen besuchte er die dortige Universität und setzte zwei Jahre später in Erfurt seine Studien fort. 1646 übernahm er das Kantorat an St. Andreas in Erfurt, 1649/50 wurde er Organist an der Kirche St. Blasius in Mühlhausen. 1673 wurde er Bürgermeister seiner Heimatstadt. Er genoss großes Ansehen bei seinen Zeitgenossen, und seine Werke haben auch heute noch in der kirchenmusikalischen Praxis einen festen Platz. Der Satz „Lob der Musik“ stammt aus dem Band „Neue geistliche Arien“ (II), der 1660 in Mühlhausen erschienen ist.

Dr. Meike ten Brink

 

Wolfgang Amadeus Mozart:

Symphonie D-Dur KV 297, „Pariser“ Symphonie

komponiert Anfang Juni 1778 in Paris, Uraufführung am Fronleichnamstag 1778 in den Pariser „Concerts spirituels“

Während seiner Pariser Reise 1778 schrieb Mozart die D-Dur-Symphonie auf Bestellung von Joseph Legros (Mozart schreibt ihn „le gros“), einem früheren Sänger, der bis 1791 das „Concert spirituel“ in Paris leitete. Das „concert spirituel“ war das erste selbstständige Konzertunternehmen in Paris, gegründet 1725, angesiedelt im Schweizersaal der Tuilerien. In Briefen an seinen Vater hat Mozart ausführlich und sehr anschaulich über die Entstehung dieser Symphonie berichtet. Die Bestellung schildert er in Rede und Gegenrede: „M: le gros kamm ins zimmer – das ist ein Mirakl das man einmahl wieder das vergnügen hat sie zu sehen – ja, ich habe gar so viell zu thun – sie bleiben ja doch heüte bey uns zu tisch? – ich bitte um verzeihung, ich bin schon engagirt. – M:r Mozart wir müssen einmahl wieder einen tag beysam seyn; – wird mir ein vergnügen seyn. – grosse Pause – endlich. apropós: wollen sie mir nicht eine grosse Sinfonie machen für frohnleichnam? – warum nicht? – kann ich mich aber darauf verlassen? – o ja; wenn ich mich nur so gewis darauf verlassen därf, daß sie Producirt wird“. Bei den Proben wurde Mozart ein wenig bange. „Ich habe mein lebe-Tag nichts schlechters gehört“, schreibt er dem Vater, „sie können sich nicht vorstellen, wie sie die Sinfonie 2 mahl nacheinander herunter gehudeld, und herunter gekrazet haben. … Ich muste also mit bangen herzen, und mit unzufriedenen und zornigen gemüth ins bette gehen.“ Doch der Erfolg blieb nicht aus: „gleich mitten in Ersten Allegro, war eine Pasage die ich wohl wuste daß sie gefallen müste, alle zuhörer wurden davon hingerissen – und war ein großes applaudißement – weil ich aber wuste, wie ich sie schriebe, was das für einen Effect machen würde, so brachte ich sie auf die lezt noch einmahl an – da giengs nun Da capo. das Andante gefiel auch, besonders aber das lezte Allegro – weil ich hörte daß hier alle lezte Allegro wie die Ersten mit allen instrumenten zugleich und meist unisono anfangen, so fieng ichs mit die 2 violin allein piano nur 8 tact an – darauf kamm gleich ein forte – mit hin machten die zuhörer, (wie ichs erwartete) beym Piano sch – dann kamm gleich das forte – sie das forte hören, und in die hände zu klatschen war eins“.

Der Beginn des ersten Satzes (Allegro assai) ist genau auf die Pariser Mode dieser Tage zugeschnitten, ein Unisono der Streicher im Forte, der „premier coup d’archet“, wie ihn die Franzosen damals nannten. Mozart hat diesen Satz besonders klangprächtig ausgestattet, lässt seinen Erfindungsreichtum in zahlreichen Nebengedanken sprudeln und schafft mit etlichen Bläsersoli konzertante Wirkungen. Das Thema des ebenfalls besonders fein ausgearbeiteten Andante erinnert von fern an das Kinderlied „Kuckuck, Kuckuck ruft’s aus dem Wald“. Den Beginn des Finales (Allegro) hat Mozart, wie er im zitierten Brief beschreibt, gerade entgegengesetzt zur Pariser Mode komponiert, nämlich leise und verhalten, im Charakter an die „Figaro“-Ouvertüre erinnernd. Auffallend im weiteren Verlauf ist der kunstvolle Gebrauch der Polyphonie in der Verarbeitung des zweiten Themas.

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