Konzert am 1. Mai 2011

Johann-Joachim-Quantz-Konzert am 1. Mai 2011

Johann Christian Bach (1735-1782), der Mailänder oder Londoner Bach, war der jüngste Sohn Johann Sebastian Bachs und das elfte von dreizehn Kindern aus dessen zweiter Ehe mit Anna Magdalena. 1750 ging Johann Christian Bach nach Berlin zu seinem Halbbruder Carl Philipp Emanuel, dem Kammercembalisten König Friedrichs II, um von ihm Klavierunterricht zu erhalten. Hier lernte er die Brüder Graun, Franz Benda, Johann Joachim Quantz, Johann Friedrich Agricola und Johann Philipp Kirnberger kennen. 1756 reiste Bach nach Italien und studierte Kontrapunkt bei Padre Martini in Bologna. 1760 wurde Bach Organist am Mailänder Dom, schrieb aber gleichzeitig seine ersten Opern, durch die er auch im Ausland bekannt wurde. 1762 ließ er sich in London nieder, wo er Musiklehrer der britischen Königin Sophie Charlotte wurde. Er komponierte weiter Opern, mit denen er unterschiedlich erfolgreich war. Als Konzertunternehmer zusammen mit dem Komponisten und Gambenvirtuosen Carl Friedrich Abel, mit dem er zeitweise eine Wohnung teilte, war er dagegen sehr erfolgreich. Die beiden riefen die „Bach-Abel-Concerts“ ins Leben, die ersten Londoner Abonnementskonzerte, die von 1764 bis 1781 stattfanden und zu den beliebtesten Veranstaltungen im Londoner Gesellschaftsleben gehörten. Neben vielen Erstaufführungen von Werken Joseph Haydns, Auszügen aus Opern und geistlichen Chorwerken brachten Bach und Abel hier ihre neuesten Symphonien und Konzerte zu Gehör.
Bach übertrug die gesangliche Schreibweise des italienischen Belcanto auf die Symphonie. Das „Singende Allegro“ der Eröffnungssätze wurde zu einem Markenzeichen des galanten Stils. Seine Symphonien bestehen meist aus drei Sätzen: dem ersten schnellen in Sonatenhauptsatzform, dem zweiten langsamen als lyrischem Ruhepunkt und dem dritten schnellen als bewegtem Finale.

Carl Friedrich Abel (1723-1787) wurde als Sohn eines Gambenvirtuosen in Köthen geboren. Ab 1748 wirkte er neun Jahre lang unter Johann Adolf Hasse in der Dresdner Hofkapelle mit, der auch Johann Joachim Quantz bis 1741 angehört hatte. 1759 ließ sich Abel in London nieder und wurde Kammermusiker der Königin Sophie Charlotte.
Der Erfolg der „Bach-Abel-Concerts“ nahm schon vor Bachs Tod 1782 allmählich ab. Nach seinem Tod führte Abel die Konzerte noch ein Jahr erfolglos fort. Er unternahm Konzertreisen, kehrte aber 1785 nach London zurück, wo er 1787 in ärmlichen Verhältnissen starb. Seine Kompositionen umfassen Symphonien, Konzerte, Kammermusik und eine große Anzahl von Werken für Gambe. Das musikalische Schaffen Abels steht stilistisch der Mannheimer Schule nahe. Die Symphonie B-Dur op. 17/2 entstand 1785, also gegen Ende seines Lebens.

Vom Konzert Nr. 132 g-Moll QV 5:193 von Johann Joachim Quantz (1697-1773) sind in Berlin drei Manuskripte überliefert, die jeweils sechs Stimmen enthalten und eine Zuordnung zu den Schlössern Friedrichs aufweisen: „pour Charlottenbourg“, „pour Potsdam“ und „pour Sans Souci“. Der Titel lautet „Concerto à 5. Flauto Traversiero, Violino Primo, Violino Secondo, Violetta e Basso. di Quantz.” Das Manuskript „pour Potsdam“ enthält einige Stimmen, die von Augustin Neuff, einem Flötenschüler von Quantz, geschrieben wurden. Außerdem sind in diesem Manuskript einige Takte mit Rötel markiert. Diese finden sich in den „Solfeggi“ wieder; das sind Flötenhefte König Friedrichs für seine täglichen Übungsstunden. Aus den vier Heften mit „Solfeggi“ wurde 1934 ein Übungsheft unter dem Titel „Das Flötenbuch Friedrichs des Großen“ mit 100 solcher kurzer Übungen herausgegeben. Darin finden sich die Takte 84-96 des Konzerts Nr. 132 unter der Nr. 64. Hierbei handelt es sich um schnelle Sequenzen von Dreiklangsbrechungen. Johann Friedrich Reichardt schreibt 1791 in seinem Musikalischen Kunstmagazin über Friedrich den Großen: „Der König war gewohnt vier bis fünfmahl täglich die Flöte zu blasen. Gleich nach dem Aufstehen war es das Erste, daß er nach der Flöte griff; Nach dem Vortrage der Cabinetsräthe, übte er wieder die Flöte; gleich nach Tafel wieder, und gegen Abend pflegte er die sechs Concerte, oder in den letzten 10 – 15 Jahren die 3 – 4 Concerte die er den Abend mit seinen Cammermusikern blasen wollte, vorher zu üben, so daß diese oft lange im Vorzimmer warteten, und ihn die schweren Stellen aus den Concerten, die sie ihm ackompagnieren sollten, in seiner Kammer üben hörten.“
Abschnitte aus den Soloepisoden gehörten also zum täglichen Übungsprogramm Friedrichs des Großen. Auch der Engländer Charles Burney, ein Musikhistoriker, der 1772 Berlin besuchte, erwähnt in seinem Tagebuch die „Solfeggi“: „… auf dem Tische liegt ein Verzeichniß der Konzerte, welche sich im neuen Pallaste befinden, und ein Notenbuch worin, wie Se. Majestät es nennen, Solfeggi geschrieben stehen, nemlich Preludia von schweren und geschwinden Sätzen zur Uebung der Finger und Zunge, wie die eigentlichen ‚Solfeggi’ zur Uebung für die Kehle der Sänger sind. Se. Majestät haben von dieser Art Büchern für die Flöte eins in jedem Musikzimmer aller Palläste.“

Carl Maria von Weber (1786-1826) erhielt den ersten Musikunterricht von seinem Vater, der gern ein musikalisches Wunderkind wie Mozart, der seit 1782 mit Webers Cousine Konstanze verheiratet war, aus ihm machen wollte. Weber erhielt später auch Unterricht auf dem Klavier, in Harmonielehre, Tonsatz, Gesang und Komposition. Als Achtzehnjähriger wurde er 1804 Kapellmeister in Breslau. Er führte die noch heute in Opernhäusern gültige Orchestersitzordnung ein, bei der die lauten Instrumente hinten und die Streicher vorne sitzen. Weiter stellte er Regeln zum Probenablauf auf, nach denen es zuerst Soloproben mit den Sängern, dann Ensembleproben, Orchesterproben, Haupt- und Generalprobe gibt. Weber vollendete seine Symphonie Nr. 1 C-Dur Anfang 1807. Diese Fassung für die Uraufführung bearbeitete er im August/September 1810 für den Erstdruck noch einmal. Die Symphonie knüpft an die Traditionen der Wiener Klassik an, zeigt aber auch schon Elemente der Romantik. Zur Zeit der Entstehung der Symphonie Nr. 1 war Weber Kapellmeister am Hof des Herzogs Eugen von Württemberg, der ein Schloss im schlesischen Carlsruhe bewohnte. In der Folgezeit unternahm Weber Konzertreisen, lebte als Pianist in München, Leipzig und Berlin und am Hof in Gotha und Weimar. Von 1813-1816 war er Operndirektor in Prag, ab 1817 Königlicher Kapellmeister und Direktor der deutschen Oper am Dresdner Hoftheater. Weber führte in Dresden seine in Breslau und Prag begonnenen Opernreformen weiter. So war die Einführung des Taktstocks Webers Werk – bis dahin hatten die Dirigenten vom Klavier oder Cembalo aus die Aufführungen geleitet. In Dresden komponierte Weber seine Opern „Der Freischütz“, „Euryanthe“ und „Oberon“.

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